Es gibt großen Aufruhr! In einem Wald wurde unerlaubt Müll entsorgt. Doch die Täter waren nicht besonders schlau, da alle Eingänge zum Wald mit Kameras überwacht wurden. Recht schnell sind die Täter gefunden. Verantwortlich waren drei Männer und alle sind in gleichem Maße für die Verschmutzung verantwortlich. Jedoch gibt es große Unterschiede zwischen den dreien.
Der Erste ist selbsternannter Klimaaktivist und predigt sonst pausenlos über Umwelt- und Naturschutz. Fragen zu seiner Tat lässt er unkommentiert. Der Zweite leugnet die Tat, obwohl durch die Kameras eindeutige Beweise vorliegen. Egal wie oft man ihm die Aufnahmen zeigt, fühlt er sich keiner Schuld bewusst. Der Dritte hingegen gibt die Tat zu und behauptet sogar, dass er seinen Müll regelmäßig im Wald entsorgt, weil er nichts gegen Umweltverschmutzung einzuwenden hat.
In unserer Gesellschaft passiert nun etwas Außergewöhnliches. Die Sympathien der Allgemeinheit scheinen sich wie folgt aufzuteilen: Der selbstbewusste Täter scheint am wenigsten auf Gegenwind zu stoßen, danach kommt der Lügner und zuletzt der Heuchler. Fast die komplette Aufmerksamkeit richtet sich auf ihn. In der Allgemeinheit werden Stimmen laut. Wie konnte er nur?! Sonst predigt er von Mülltrennung und jetzt das! Der Lügner sei schlichtweg nicht intelligent und der selbstbewusste Umweltverschmutzer steht wenigstens zu seiner Tat. Es scheint fast so, als ob der Heuchler ganz alleine den Wald verschmutzt hätte. Doch haben alle genau gleich viel Schaden angerichtet. Also warum ist nun der Heuchler der Sündenbock? Wenn man die Gesamtsituation betrachtet, sollte er sogar noch am besten dastehen. Zumindest redet er sonst vom Umweltschutz und trägt seinen kleinen Teil bei. Hingegen sollten beim gewissenlosen Täter die meisten Stimmen laut werden, immerhin hat er zugegeben den Wald nicht zum ersten Mal verschmutzt zu haben. In der Gesellschaft hat sich eine Unstimmigkeit zwischen der allgemeinen Akzeptanz und der Realität ergeben. Doch woher kommt das?
Dieses erfundene Beispiel mit dem verschmutzten Wald zeigt eines ganz deutlich: Wir Menschen sind keine rein objektiven Wesen. Eine Handlung, eine Botschaft oder ein Argument sollten eigentlich immer für sich alleine sprechen. Diesen Inhalt vom Verfasser zu differenzieren, ist eine Kunst die leider nicht jeder beherrscht. Diese Diskrepanz gezielt auszunutzen, ist das fieseste aller Scheinargumente. Argumentum Ad Hominem. Die Position eines Gegenübers gezielt in Missgunst bringen, ohne auf das eigentliche Argument zu reagieren. Eine Diskussion über den Inhalt einer Botschaft erst gar nicht zulassen, da der Verfasser der Botschaft eine viel größere Angriffsfläche bietet. Immerhin ist niemand perfekt.
Solchen Scheinargumenten nicht die Oberhand über einen Diskurs gewinnen zu lassen, ist eine echte Herausforderung. Es gibt hierfür kein Allheilmittel und kein passenden Satz der jedes Ad Hominem kontert. Wir erleben dies in unserer Gesellschaft immer öfter. Traurig, nicht wahr? Doch warum dann dieser Blog? Ein mieses Gefühl bei jedem Leser herbeizurufen ist gewiss nicht meine Absicht. Auch wenn man Ad Hominem Argumente nicht groß entgegenwirken kann, kann man sie trotzdem zum eigenen Vorteil verwenden.