Montagmorgens 6 Uhr. Der Wecker riss mich ein weiteres Mal aus meinem Schlaf. Das Wochenende schien erneut viel zu kurz gewesen zu sein. Sollte man sich am Wochenende nicht eigentlich erholen und seine Akkus wieder aufladen? Wäre ich ein Handy, würde ich immer noch auf 5% dahinschwelgen. Nur beim kürzesten Gedanken an meine bevorstehende Arbeitswoche bekam ich bereits Bauchschmerzen. Der Verkehr am Morgen, die Pflichten, die andauernden Telefonate, die vielen Kollegen die noch kurz vor Feierabend etwas von einem wollen und zu guter Letzt der ununterbrochene Stress.
Ich musste etwas ändern und zwar so schnell wie möglich. Mein erster Gedanke: Kündigen! Mein Zweiter: Wer zahlt dann meine Rechnungen? Oder vielleicht auch einfach nur einen Schritt in meiner Karriereleiter zurücktreten? Ach was machte ich mir nur vor. Das hätte ich nie durchziehen können.
Ich war ein Workaholic, der sich selbst langsam aber sicher übernimmt und wie ein Kartenhaus irgendwann unter der eigenen Last zusammenbrechen würde. Irgendwann bin ich auf meiner fast schon vergeblichen Suche nach Hilfe auf einen interessanten Artikel gestoßen, der Meditieren als ein Heilmittel gegen vieles beschreibt. Mir kam es zwar ein bisschen lächerlich vor, aber ich ging in die örtliche Buchhandlung, kaufte mir eine Anleitung zum Meditieren, sah mir einige Erklär-Videos an und begann bereits am nächsten Morgen meine erste Meditation. Was geschah, war unglaublich…
Ich hatte niemals gedacht, dass es so schwer ist, nur für 10 Minuten an nichts zu denken. Ich schaffte ja noch nicht einmal 10 Sekunden! Das erste Mal Meditieren war seltsam. Nicht zwingend schlecht. Nur seltsam. Selbst die nächsten paar Tage fühlten sich ebenfalls noch sehr ungewohnt an. Ich schaffte mir am Morgen Zeit, die ich nur für mich verwendete und darin nichts Produktives unternahm. Sowas hatte ich seit Jahren nicht mehr gemacht. Trotzdem fühlte ich es nicht so wirklich. Doch dann kam die Kehrtwende.
Eines Morgens drückte ich die Snooze-Taste auf meinem Wecker wohl einmal zu oft und musste mich am Morgen beeilen, um pünktlich im Büro sein. Erst als ich ankam merkte ich, wie mir irgendetwas fehlte. Und plötzlich bemerkte ich es. Meine Meditation! Ich vermisste sie. Ich vermisste das Gefühl eines kurzen Moments der nur mir und meinem Geist gehörte. Als ich am selben Tag nach Hause kam, war das erste was ich machte selbstverständlich Meditieren. Und das erste Mal fühlte ich eine tiefe und ehrliche Entspannung durch meinen Körper fließen. Kein Gedanke durchdrang dieses Gefühl. Seit diesem Erlebnis meditierte ich täglich und schon bald fing ich an, eine eindeutige Besserung meines Gemüts festzustellen.
Tage die ich zuvor als höchst-stressig empfand, wurden von mir als „halb so schlimm“ abgestempelt. Die Angst am Morgen auf meinem Telefon ein Duzend entgangene Anrufe zu sehen, war wie weggeblasen. Selbst über die sonst nervenden Kollegen konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Von Tag zu Tag wurde ich gelassener und auch wieder produktiver! Ich hatte wieder Lust. Lust auf das Leben, die Arbeit und die Freude.
Vielleicht bin ich ein außerordentliches Beispiel, wie gut das tägliche Meditieren wirken kann, aber um ehrlich zu sein, ist mir das auch egal. Ich fühle mich wie ein neuer Mensch und ich weiß, was ich diesem Gefühl zu verdanken habe.