Kundalini Yoga: Erkenne dein wahres Ich
Anstelle des sonst üblichen „Oms“ gebraucht man im Kundalini Yoga die Bezeichnung „Sat nam“, was auf Deutsch „mein wahres Ich“ bedeutet. Dies ist gleichzeitig der Kern dieses Yoga-Stils – das Erkennen des wahren Ichs.
Anders als andere Yoga-Stile galt Kundalini über viele tausend Jahre als nur wenigen Menschen zugängliches nordindisches Geheimnis. Erst im Jahr 1969 entschloss sich ein Guru namens Jogi Bhajan dazu, das gut gehütete Geheimnis zu lüften: Seiner Voraussicht nach aus einer Notwendigkeit, da die Welt in naher Zukunft nicht länger im Gleichgewicht sein würde. Um mit dem äußeren Druck dieser schwierigen Zeit fertig zu werden, bräuchten die Menschen die heilige Lehre. Seiner inneren Bestimmung folgend, unterrichtete Bhajan fortan in Kalifornien. Dort half er unter anderem drogensüchtigen Hippies mit seiner ganzheitlichen Yoga-Praxis aus der Abhängigkeit.
Was ist Kundalini Yoga?
Das Wort „Kundalini“ bedeutet übersetzt „Schlangenkraft“. Symbolisch steht der Stil also für eine in sich zusammengerollte, schlafende Schlange, die durch spirituelle Erfahrung geweckt wird und mit den Energiekanälen aufsteigt. Das Kundalini Yoga bedient sich hierfür an einer inneren Kraftquelle, der Kundalini-Energie. Diese universelle Lebenskraft, die von Natur aus in allen Menschen schlummert, kann umfassende Veränderungen bewirken. Sie richtet insbesondere das eigene Energielevel neu aus, was zu einer intuitiveren, bewussteren und scharfsinnigeren Wahrnehmung führt. Aus technischer Sicht aktiviert das Kundalini Yoga dabei die Chakren, die sieben Kraftzentren. Diese kleinen energetischen Wirbel kannst du dir entlang deines Rückgrats vorstellen. Jeder einzelne Wirbel von ihnen schwingt in einer bestimmten Frequenz und verbessert oder beeinträchtigt auf diese Art unser Wohlbefinden.
Sobald diese Energiezentren ausbalanciert werden, gelangt der menschliche Körper zu einer schöpferischen Energiequelle. Wer regelmäßig und routiniert die Kundalini-Übungen praktiziert, gelangt dem höchsten Chakra, dem „wahren Ich“ der Erleuchtung ohne Ego, Schmerz oder leidvoller Vergangenheit, erheblich näher.
Was du von einer Kundalini-Klasse erwarten kannst
Anders als bei einigen Stilen wie beispielsweise dem Hatha-Yoga praktizierst du während einer Kundalini-Klasse festgelegte Übungen. Diese können abhängig vom jeweiligen Asana teilweise mehrere Minuten andauern. Auch die äußere Aufmachung der Kundalini-Yogis hebt sich deutlich von anderen Yoga-Stilen ab: Im Kundalini-Yoga praktizieren Lehrende und Schüler traditionell in weißer Kleidung mit Turban. Diese Vorgehensweise soll sich alten Weisheiten zufolge positiv auf das kollektive und individuelle energetische Feld auswirken. Der Turban wiederum ist ein altes Relikt der Sikh-Religion, in der alle männlichen Gläubigen Turban trugen. Selbstverständlich ist es kein Muss, während einer Kundalini-Stunde einen Turban zu tragen. Alternativ lässt sich auf ein Baumwolltuch oder eine Mütze ausweichen – oder du praktizierst vollkommen ohne Kopfbedeckung. An eine weiche Unterlage wie etwa ein Schaffell solltest du aber denken, da viele Übungen sitzend praktiziert werden.
Ablauf einer Kundalini-Klasse
In jeder Kundalini-Klasse erwartet dich ein anderes Thema. Zuerst eröffnet der Lehrer die Kundalini-Klasse mit einer Atemübung. Danach erfolgen feste Kriyas, welche die energetischen Effekte hervorrufen. Nach einer meditativen Einheit schließt die Klasse mit einer Tiefenentspannung ab.
Für wen eignet sich Kundalini-Yoga?
Körperliche Fitness zu erlangen, steht nicht im Mittelpunkt dieses Yoga-Stils. Sondern energetische Veränderungen auf spiritueller Ebene, die das vegetative Nervensystem stärken und den Hormonhaushalt ausbalancieren. Dieser Yoga-Stil eignet sich somit für dich, wenn du dich nach ganzheitlichen spirituellen Bewusstseinserfahrungen im Rahmen eines meditativen Yoga-Stils sehnst.
Atemübungen im Kundalini Yoga
Du beginnst während deiner Yoga-Praxi mit Atemübungen. Solch eine wesentliche Übung im Kundalini-Yoga ist beispielsweise die Feueratmung (Kapalabhati). Diese Übung bringt dein Bewusstsein ins Hier und Jetzt. Auch hilft der Feueratem, energetische Schwingungen freizusetzen und für die darauffolgenden Asanas vorbereitet zu sein. Um den Feueratem durchzuführen, atmest du tief durch die Nase ein und wieder aus. Anschließend atmest du lediglich kurz ein, um dutzende Male stoßweise heftig mit eingezogenem Bauch durch die Nase auszuatmen.